Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Mädchen und jungen Frauen
„Ich kann nicht mehr!“
Mara ist 16 Jahre. In letzter Zeit fühlt sie sich oft bedrückt. In der Schule bekommt sie schlechte Noten. Zu Hause fühlt sie sich eingeengt und isoliert. In letzter Zeit gibt es oft Streit mit ihren Geschwistern und Eltern. Mara weiß nicht, wie es weitergehen soll.
Lockdowns, Schulschließungen, wenig Kontakt zu Freund*innen: die letzten beiden Jahre waren für uns alle belastend. Bei vielen jungen Menschen sind Ängste und Unsicherheiten in Bezug auf ihre Lebensplanung sehr präsent. Jugendliche und junge Erwachsene in der Berufsorientierung, Arbeits- und Ausbildungssuche haben beispielsweise Angst keine Stelle zu finden und arbeitslos zu werden/bleiben. Auch Mara macht sich Sorgen um ihr eigenes Lebenskonzept und ihre Zukunftsvorstellungen. Sie merkt, dass sie beim Lernen nicht mehr so gut mithalten kann, erlebt starken Leistungsdruck und hat Versagensängste. Mara ist auch bedrückt, weil sie das Gefühl hat manche Dinge verpasst zu haben, sie niemals machen und nicht nachholen zu können: Sie würde gerne fortgehen, ausgelassen sein, sich ausprobieren.
Mehrbelastung von Mädchen
Mehr als zwei Jahre dauert die Corona-Pandemie nun an. Forschungs- und Studienergebnisse zeigen mittlerweile, dass die Krise nicht alle in gleichem Maße trifft. Bestehende Ungerechtigkeiten haben sich verschärft. Davon sind Frauen und Mädchen besonders betroffen. Bereits vor der Pandemie haben Mädchen und Frauen mehr Sorgearbeit übernommen. Sie kümmern sich also eher als Männer und Buben um Hausarbeit (wie Putzen, Aufräumen oder Kochen), Kinderbetreuung oder Pflegetätigkeiten. Das hat sich während der Pandemie verstärkt: In den Mädchenberatungsstellen berichten viele Mädchen, dass sie im Vergleich zu ihren Brüdern viel mehr Verantwortung übertragen bekamen. So mussten sie zum Beispiel häufiger ihre Geschwister im Homeschooling unterstützen oder im Haushalt mithelfen. In einer Situation, die für die gesamte Gesellschaft sehr schwierig ist, sind Mädchen und Frauen also besonders gefordert.
Dazu kommt, dass es nur wenig Raum zur Entlastung gab: Viele Freizeit- und Unterstützungsangebote sind in den letzten beiden Jahren weggefallen oder wurden nur eingeschränkt angeboten. Mädchen und junge Frauen haben sich außerdem stärker aus dem öffentlichen Raum zurückgezogen als Jungen, sie bleiben mehr zu Hause. Dadurch haben sie sie seit längerer Zeit weniger Ansprechpersonen und Unterstützungsmöglichkeiten außerhalb der Familie.
Unterstützung in schwierigen Situationen
Maras Geschichte ist kein Einzelfall. Aus den Frauen- und Mädchenberatungsstellen wissen wir: Die Belastungsgrenzen vieler Mädchen und jungen Frauen sind weit überschritten. In den Beratungen sprechen immer mehr Mädchen davon, dass sie sich traurig, deprimiert, überfordert fühlen.
Wenn Mädchen und junge Frauen einfach mit jemandem reden möchten, Unterstützung oder Begleitung brauchen, sind Mädchen- und Frauenberatungsstellen für sie da. Ganz egal, ob es um Schule, Arbeit, Beziehung, Gesundheit oder Gewalt geht – die Beraterinnen stehen unkompliziert und schnell zur Verfügung. Sie unterstützen und stärken Mädchen und Frauen und helfen ihnen dabei ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten auch unter schwierigen Umständen. All das passiert vertraulich, kostenlos und immer auf der Seite der Mädchen und Frauen.
Auch Mara hat in einer Beratungsstelle Unterstützung gefunden. Sie konnte sich dort mit anderen jungen Frauen austauschen. Zu wissen, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine ist, hat gutgetan. Gemeinsam mit Beraterinnen überlegt sie nun nächste Schritte für ihre Zukunft.